Sollen wir uns nur an das Konkrete und Anschauliche halten und nicht auch mit Kant das ‚Ding an sich‘ zu denken wagen? Das Böse, fanden sie, gehöre als Konzept nicht in unser aufgeklärtes westliches Begriffsarsenal. Ihnen allen ist – ihrer bösen Natur gemäß – gemeinsam, dass sie Unglück und Verderben bringen. Aus dem Dao entstehen die „zehntausend Dinge“, also der Kosmos, und auch die Ordnung der Dinge entsteht aus ihm, ähnlich einem Naturgesetz, doch ist das Dao selbst kein omnipotentes Wesen, sondern der Ursprung und die Vereinigung der Gegensätze und somit undefinierbar. Daneben wird auch von Übel bzw. In mehrere Kulturen gibt es Personifikationen des Bösen, so etwa den christlichen Teufel, persische Diw oder die Asura des Hinduismus. Auch deshalb seien wir so anfällig für Ideen wie dem Sozialismus, dem vollkommenen Markt oder Science-Fiction, da dies als eine Art Ersatzhimmel wirke. Als Vermeidungsimperative verstandene Normen benennen also das Nicht-Mehr-Gute (Böse), lassen damit aber das Gute als das material Sittliche offen. Das Böse könne jedoch auch als solches angestrebt werden. Dies leitet über zu 4.3.Christliche Philosophie 4.3.1. Vertreter dieser Auffassung sind vor allem Kant, Schelling und Kierkegaard.[3]. So wurde z. Als Mitglied der Gelehrtenrepublik müsste nach Kants Argumentation auch ein Prediger die Geltungsbedingungen seiner eigenen religiösen Konventionen zur Debatte stellen, in seiner Eigenschaft als Glied seiner Kirche sei er jedoch gerechtfertigt und verpflichtet, sich fraglos an diese zu halten. Diese Seite wurde zuletzt am 8. Ein solcher Dualismus steht allerdings im Widerspruch zu einem konsequent verstandenen Monotheismus: Wenn Gott die einzige Ursache der Welt ist, kann daneben keine zweite (böse) Macht als eigenständig gedacht werden. Die Erbsünde wird auch zur Erklärung des Bösen in der Welt gebraucht, genauer: für das von menschlichen Individuen selbst verursachte Übel (moralisches Übel, malum morale) bzw. So sei etwa die Encyclopédie, deren Mitarbeiter überwiegend Besucher des Salons von Holbach waren, nicht nur ein Mittel gewesen, das Wissen der Welt zu sammeln, sondern auch die strikte Zensur zu umgehen und neue Ideen zu veröffentlichen. Immanuel Kant unterschied in dem Text Was ist Aufklärung zwischen einem freien, öffentlichem Gebrauch der Vernunft und einem, der an Institutionen gebunden ist. Die erste Stufe ist die strikteste hinsichtlich ihrer Anforderung an den Handelnden: Triebhaftigkeit jeder Art. Dieser bei sorgfältig durchdachtem Handeln mögliche Ansatz zur Definition des Bösen ist eine Herausforderung sowohl einerseits an die Gruppe Relativismus, Pragmatismus und Subjektivismus, die den Raum für Alternativen durch ergebnisorientierte Vorwertungen einschränkt, wie auch andererseits an den Fundamentalismus, der Alternativlosigkeit hart konstruiert. Beide Philosophien werden von Blom ausführlich beschrieben. Moderne Philosophen hegen einen anderen Verdacht: Das Böse findet im Menschen selbst seine Wurzel. [11] In der Kabbala ist Sitra Achra (סטרא אחרא ‚andere Seite‘) die zur göttlichen Heiligkeit im Gegensatz stehende andere Seite. Gemeinsam ist all diesen Figuren ein Streben nach beständiger Vergrößerung ihrer Macht über möglichst viele Wesen allein zum eigenen Vorteil ohne Skrupel oder moralische Bedenken. Die Privationstheorie des Bösen versteht dieses als einen bloßen Mangel an Sein. Die Gründe für das weitgehende Scheitern der Philosophie der radikalen Aufklärer und deren Unbekanntheit gegenüber Philosophen wie Voltaire, Kant oder Rousseau sei gewesen, dass sowohl zunächst die Vertreter der Französischen Revolution, als auch später die europäischen Monarchen insbesondere infolge des Imperialismus viel mehr an ihrer eigenen Macht sowie an der Ausbeutung der Kolonien und deren Bewohnern durch Sklaverei interessiert gewesen seien. April 2021 um 22:46 Uhr bearbeitet. Auf der zweiten und schwächeren Stufe ist erst ein Mangel das Kriterium für das Böse: der Mangel an Wille zum Guten, zur Wahrhaftigkeit. Wie Schalen die Frucht schützen, so hindern sie die metaphysische göttliche Lichtemanation daran, zerstreut zu werden. Die Zuschreibung der Prädikate „gut“ und „böse“ ist – wie zu zeigen war – das Resultat eines qualitativen Urteils, mithin einer „Bewertung“. Sehr erhellend, weil differenziertes Verstehen fördernd, auch der Beitrag des englischen Philosophen Julian Baggini über „Zehn Figuren des Bösen“ (S. 34 ff), etwa über das Böse der Mittäterschaft, das gleichgültige Böse, das selbstgerechte Böse usw. Diese Haltung vertreten verschiedene Positionen des moralischen Relativismus sowie einige Positionen des Pragmatismus und Subjektivismus. So kann z. Theos bedeutet Gott, und dikein bedeutet Recht sprechen. Ein prominentes Beispiel für ein Symbol des Bösen ist der auf der Spitze stehende Drudenfuß (gestürztes Pentagramm). Das Böse erklä ren hei ße, das Bö se ent schul di gen. Statt des sen ge ben sich die von Nei man diskutierten Philosophen … Das Böse ist ihm zufolge im Wesentlichen ein Kampfbegriff zur Legitimation der Ausgrenzung und Ermordung von angeblich bösen Anderen. Der Satan hat eine dem christlichen Verständnis nicht entsprechende Funktion als „himmlischer Ankläger“ und stellt keine Personifikation des Bösen dar. Eine besondere Herausforderung für Philosophie und Theologie bildet die Frage nach der Rechtfertigung Gottes angesichts des Bösen in der Welt. Es ist als ein radikales Böse ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Natur, da dieser nicht nur ein Vernunftwesen, sondern auch ein Wesen mit empirischen Bedürfnissen sei. [13] Insbesondere im Hinblick auf die Ereignisse der Zeit des Nationalsozialismus steht das von Menschen bewirkte Böse deutlich vor Augen. In seiner Gestalt des ‚leidenden Gerechten’, der sich überzeugt weiß, keine Sünde begangen zu haben, findet Ricoeur die zentrale Herausforderung, an der sich alle Denkarbeit über das Böse messen lassen muss. Nahezu jeden Tag hören wir von Naturkatastrophen, Terrorismus und tief reichenden Tragödien. Augustinus sieht alles Leiden als eine Konsequenz der Erbsünde des Menschen. Unheil erzeugende soziale Strukturen. möglich, das Böse zu verstehen, es sei auch moralisch zweifelhaft. Eine Hinwendung zum Bösen empfahl de Sade, dem zufolge die Bösen ein glückliches und erfolgreiches Verbrecherleben führen können, während die Guten die unglücklichen Opfer der Bösen werden. Bemerkenswert scheint Uwe Justus Wenzel diese Abhandlung des 2005 verstorbenen französischen Philosophen Paul Ricoeur über das Böse. Böse Philosophen ; Philipp Blom Böse Philosophen. Als Privation wird beispielsweise auch die Blindheit analysiert: Blindheit sei keine positive Qualität, sondern schlicht Mangel an Sehfähigkeit. Daraus seien u. a. der Große Terror unter Robespierre und die totalitären Ideologien des 20. Bei der Darstellung dieser Ereignisse erscheint oft eine bestimmte, nämlich die deutsche Nation als hauptverantwortlich und somit als besonders böse. Jahrhunderts regelmäßig mit anderen Philosophen und hochrangigen Gelehrten Europas trafen, um sich über verschie… Es steckt als Möglichkeit in jedem von uns. Vertreter dieser Auffassung sind unter anderem Plotin, Augustinus und Thomas von Aquin. Bemerkenswert scheint Uwe Justus Wenzel diese Abhandlung des 2005 verstorbenen französischen Philosophen Paul Ricoeur über das Böse. In den Warenkorb ... sofort lieferbar Über myBookShop bestellen. Das Böse (von althochdeutsch bôsi, von germanisch *bausja- ‚gering‘, ‚schlecht‘, genaue Etymologie unklar)[1] ist der Gegenbegriff zum Guten und ein zentraler Gegenstand der Religion, Religionswissenschaft, Kulturwissenschaft, Religionsphilosophie und der philosophischen Ethik. Integrierung dieser Erfahrungen sei aber auch als disfunktional zu herrschenden Kommunikationstrends aufzufassen. Die bösen Neigungen des Menschen – die Neigungen, dem Willen Gottes zuwiderzuhandeln – werden im Judentum als Yetzer hara (hebräisch .mw-parser-output .Hebr{font-size:115%}יצר הרע, ‚böse Neigung‘) bezeichnet. „Mehrheitlich liegt subjektiv sogar die Absicht vor, Gutes zu tun. [9] Das Yetzer hara ist keine dämonische Kraft, sondern eine üble Variante der Antriebe, die der Mensch zum physischen Überleben grundsätzlich braucht. Religionen und Weltanschauungen, die der Gemeinschaft von Menschen einen eigenständigen, vom individuellen Vorteil unabhängigen Wert zumessen, lehnen sie daher ab. Da sie weder Solidarität noch Mitgefühl kennen, kooperieren sie ausschließlich bei eigenem Vorteil. Böse Philosophen: Ein Salon in Paris und das vergessene Erbe der Aufklärung ist ein im Jahr 2011 veröffentlichtes Sachbuch des deutschen Historikers Philipp Blom. Dennoch werden einige ethische Theorien, besonders deontologische Theorien, als rigoristisch kritisiert. Eine Gleichwertigkeit aller Menschen und Kulturen, wie sie von Diderot und Holbach vertreten wurde, hätte dem Imperialismus die Legitimität entzogen. Blom kommt zu dem Schluss, unser Festhalten am vermeintlichen Sinn des Lebens sei nichts weiter als Narzissmus. Damit sind theologische Aussagen interpretierender Kontext einer in sich selbständigen ethischen Argumentation. Der Mensch besitzt, seit er die Frucht vom Baum der Erkenntnis genossen hat, allerdings die Freiheit, gut oder böse zu handeln. „schön“ oder „hässlich“, „gut“ oder „böse“) in Hinsicht auf etwas, mithin Werthaftigkeit zuschreiben… In seinem Werk „Über das radikal Böse in der menschlichen Natur“ hält er den Menschen zwar nicht für bösartig, glaubt aber an eine Neigung zum Bösen, die sich überwinden lasse. Christian Schäfer, geb. Benedict de Spinoza kennzeichnete das Böse in seinem Werk Ethica, ordine geometrico demonstrata (deutsch: ‚Ethik in geometrischer Ordnung dargestellt‘) als subjektive Zuschreibung: das was die Selbstbehauptung des Einzelnen hemme, nenne der Betreffende „böse“ (entsprechend umgekehrt gilt dies ihm zufolge ebenso für den Begriff „gut“). Dietmar Mieth etwa unterscheidet wie folgt: Wer nicht an die Existenz (standpunktunabhängiger) deontologischer Normen glaubt, kann diese immerhin darin gerechtfertigt sehen, allgemeine Werteinsichten mit höchster Dringlichkeit einzuschärfen. Das Böse floriert, wenn unser Verlangen nach persönlichen Vorteilen sich mit unserem Verleugnungspotential zusammentut und wir uns daran machen, allen, die uns im Weg stehen, Schaden zuzufügen und sie zu erniedrigen und auszuschalten. Was aber treibt unsere Gattung immer wieder zu Hinterlist, Mord und Genozid? Sie glaubten nicht an einen Sinn des Lebens, außer dem des Überlebens, Linderung von Schmerzen und Förderung des Genusses. Erst wenn man den Kreis soweit schlägt, wie er es tut, kommen kulturgeschichtliche Zusammenhänge in den Blick, die von den heute üblichen monographischen Darstellungen nicht erfasst werden.“, „Philipp Blom rehabilitiert die ‚bösen Philosophen‘ der Aufklärung. In Goethes Faust beschreibt sich der Teufel Mephistopheles als: Jahrhundert zu millionenfachen Massenmorden geführt haben, sind somit nicht mit de Sades Konzeption des Bösen zu vereinbaren. Für das Buch wurde Blom 2011 mit dem Gleim-Literaturpreis ausgezeichnet. Was ist das Böse? Über das Böse Einleitung: Die Banalität des Bösen Paul Ricoeur Das Böse. Eine Herausforderung für Philosophie und Theologie Einleitung: Gandhismus gegenüber dem Bösen Weiterführende Literaturhinweise. Juni 2020 um 16:13 Uhr bearbeitet. Augustinus zufolge kommt das Böse aus dem freien Willen des Menschen in die Welt. Und aus dieser Einsicht entstehe das, was schon Epikur gefordert habe: Der ständige Versuch, die eigenen Leidenschaften zu verfeinern und zu lenken, statt sie zu verleumden, das eigenen Glück in dieser Welt zu finden, der eigenen Umwelt so wenig wie möglich zu schaden und so viel Gutes wie möglich zu schaffen. Dieser Artikel behandelt den philosophischen Begriff. Jahrhunderts regelmäßig mit anderen Philosophen und hochrangigen Gelehrten Europas trafen, um sich über verschiedenste radikale Theorien der Aufklärung und Politik auszutauschen. Das hat man relativ schnell verworfen. [10], In der kabbalistischen Kosmologie wird das Böse unter anderem mit einer Trennung der Verbindung der in den Sephiroth manifestierten göttlichen Eigenschaften Strenge und Gnade erklärt, das heißt, das Böse entsteht demnach „aus der ursprünglichen Einheit des Guten“. Angelehnt an Augustinus wird ethisch Böses als Abkehr von Gott verstanden, die wider bessere Einsicht geschieht: Es bestehe im letzten darin, dass sich der Mensch nicht von Gott herkommend und auf ihn hingeordnet verstehen will und sich selbst absolut setzt. Rousseau habe in Wirklichkeit ein zutiefst pessimistisches Menschenbild vertreten und mit seiner Philosophie die Fundamente einer repressiven und brutalen Gesellschaftsordnung gelegt. Einladung zum UNESCO-Welttag der Philosophie. Dabei macht Blom klar, dass sich deren Ideen gegen das gesamte Fundament des damaligen Abendlandes richteten und deutlich radikaler waren, als etwa die der Vertreter der Französischen Revolution. Reichlich eingestreute Anekdoten sorgen dafür, dass wir auch in den theorielastigen Passagen nicht die Geduld verlieren.“, „Philipp Blom hat die Wege der bürgerlichen Aufklärer Mitte des 18. Das Böse denken: Eine andere Geschichte der Philosophie (suhrkamp taschenbuch) | Neiman, Susan, Goldmann, Christiana | ISBN: 9783518457535 | Kostenloser Versand für alle Bücher mit Versand und Verkauf duch Amazon. Eine besondere Herausforderung für Philosophie und Theologie bildet die Frage nach der Rechtfertigung Gottes angesichts des Bösen in der Welt. Was kann ich tun?“) im Vordergrund. Dies bedingt nicht nur eine normative, sondern auch haltungspädagogische Behandlung ethischer Probleme. März 2011, Frankfurter Rundschau: „Aufgeklärt und radikal“, vom 2. Das Widerständige, „Böse“ muss gesetzmäßig weichen und kann sich immerhin damit rechtfertigen und trösten, dass es das Trittbrett für das Kommende und Bessere ist. Die Perversionstheorie dagegen fasst das Böse als eine eigene Wirklichkeit auf, die die Ordnung des Guten aktiv verkehre. Qliphoth verhüllen die einzige Wirklichkeit Gottes wie Schalen die enthaltene Frucht umhüllen. Welchen Stellenwert diese Konventionen für die Begründung und Gültigkeit moralischer Urteile haben, wird unterschiedlich bewertet. mehr oder weniger als Opfer), oder es wird die Beteiligung und Mitverantwortung eines großen Teils der Bevölkerung betont (wie etwa die Wehrmachtsausstellung auf Verbrechen großer Teile der Wehrmacht hinwies). Die Entwicklung der Gesellschaft verläuft nach Auffassung einiger in Zyklen zwischen Zeitaltern des Guten, goldenen Zeitaltern, und Zeitaltern des Bösen, dunklen Zeitaltern. Exemplarisch deutlich wird das in der Erzählung um Hiob. Böse Leute bei de Sade sind individualistische, zweckrationale Egoisten und Zyniker, denen es nur um ihren eigenen Genuss geht. In vielen Religionen (das typische Beispiel Manichäismus wird in jüngeren Forschungen oft differenzierter beurteilt), tendenziell auch in Phasen und Teilen des Christentums, gibt es Strömungen, die die Welt als Schauplatz eines Kampfes zwischen „Gut“ und „Böse“ betrachten. Es ist die Munition, die in die Gesprächsgewehre der Menschen, die gegen das Christentum argumentieren, eingelegt wird. Den drei Stufen gemeinsam ist, dass das Handlungsergebnis nicht als Kriterium für das Böse dient. Friedrich Nietzsche erklärt das Böse zu einem Konstrukt christlicher Sklavenmoral, das die ursprüngliche Unterscheidung von gut und schlecht in gut und böse umgekehrt habe. Beispielsweise beurteilen konsequentialistische Theorien hierfür die Handlungsfolgen, teleologische die erstrebten Handlungsziele, deontologische die betroffenen Güter oder Pflichten oder Regeln; gesinnungsethische und teils auch tugendethische Ansätze sehen oftmals von der Handlung ganz ab und beurteilen lediglich den Willen.